Der Dahmer Fischerverein

(Text: Jürgen Landschoof 1999)

Der Fischfang war schon seit alters her die Haupternährungsquelle an der Küste, bis der Tourismus kam. Es wird berichtet, dass schon 1335 Heinrich Dameshoved das Privileg zum Aalfang in Dahme besaß.
1341 wird von einer „Concession“ für die Aalfischerei in Dahme berichtet.
1594 werden im Einwohnerverzeichnis von Dahme vier Fischer namentlich gennant.
Die Fischerei war und ist ein harter Beruf, der auch von den Dahmer Fischern seinen Tribut forderte, denn nicht alle kamen vom Fischfang zurück. Die Jahrhundertsturmflut vom 13. November 1872 wurde auch für die Dahmer Fischer zur Katastrophe. Sie verloren alle Fischereifahrzeuge, Netze und Reusen und den übrigen Gerätschaften ging es nicht anders.
1910 fuhren ca. 60 Fischer mit ihren Booten zum Fischfang von Dahme aus auf die Ostsee hinaus. Am 29. Dezember 1913 wurde der Fischerverein für Dahme und Umgebung gegründet und am 30. Dezember durch den Amtsvorsteher von Cismar die Satzung genehmigt. Zum ersten Vorsitzenden wählte man Julius Gammelin. Die Fischerei, die in den früheren Jahren eine der wichtigsten Erwerbsquelle von Dahme war, ist seit dem ersten Weltkrieg immer weiter zurückgegangen.
1914 fuhren noch 50 – 60 Fischer in 20 Booten auf Fischfang, darunter waren aber 4 große Fischkutter – die so genannten Quatzen. Sie konnten mit ihrem Fanggerät weiter in die Ostsee hinaus, bis zu den Fischgründen um Bornholm und sie landeten ihren Fang in Kiel oder Travemünde selbst an.
1930 waren es nur noch 25 Mann mit 10 Booten, 1934 gab es nur noch 20 Fischer. Die Erträge waren so gering dass die Familien nicht davon leben konnten. Während der Badesaison wurde der gefangene Fisch im Dorf verkauft, der Bedarf war durch die Gäste groß. Im Winter wurden die Fänge meistens zum Altonaer Fischmarkt gesandt. Vom Fang zurückgekehrt wurden die Boote mit dem Windenbock und auf Bootshölzern an den Strand gezogen. An den Netzstützen wurden die Fangnetze zum trocknen, reinigen und zur Reparatur aufgehängt. Im Sommer fuhren Dampfer von Lübeck bis Fehmarn, vor Dahme wurden die Gäste mit Fischerbooten an Land gebracht, so konnten die Fischer ihr karges Einkommen etwas aufbessern.

Die Dahmer Fischer beim "Nebenverdienst" - Gästefahrt auf der Ostsee

Ein Spruch der Fischer lautete:
„Dat Fischen is keen Spelkram un keen Danzmusik, Fischen dat is schwoare Arbeit mit Not un Sorgen. Bit nuher hett sick noch keen Fischersmann so veel up`n Dutt kleit, dat he de letzten tein Johr vun lewen kunn.“

Die im Mai 1945 einrückenden britischen Truppen zogen mit einer Zugmaschine die am Strand liegenden Fischerboote zusammen, übergossen sie mit Benzin und zündeten sie an. Sinnlos, aber man war ja Siegermacht. Ein schwerer Neubeginn für die Fischer in einer Zeit der absoluten Not. Da hier keine Arbeit zu finden war, fuhren 1948 wieder 40 Fischer zum Fang hinaus. Die Dahmer Fischer ließen ihre bis 8 Meter langen Boote zumeist im Dorf bauen. Das letzte große Fischereimotorboot wurde 1949 von Heinrich Landschoof gebaut, dem langjährigen Vorsitzenden des Fischerverein.
Ein kleines, altes Fischerhaus steht heute noch am Stinkbütelsgang. Es ist wohl 200 Jahre alt und steht unter Denkmalschutz. Zur Erinnerung an die Fischer von Dahme wurde am 3. Oktober 1997 das vom Fischerverein bestellt und finanzierte Fischerdenkmal vor dem Haus des Gastes aufgestellt. Ein Teil der Tradition wird alljährlich am ersten Septemberwochenende am Dahmer Fischerstrand, an den „Fischbuden“, wieder lebendig – es ist Fischerbudentreff angesagt.

Ja, ein Fischerleben ist mehr, als einfach nur schwer.

Fischerdenkmal mit Neptun und Mitgliedern des Fischervereins
Fischerdenkmal mit Neptun und seinen Nixen und den Mitgliedern des Fischervereins